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Fotografie

[Kurztest] Here comes the one … Nikon J1

Das frisch vorgestellte Nikon 1 System sieht auf dem Papier ja recht reizvoll aus. Eine Systemkamera mit einigermaßen großem Sensor in der Größe von einer Kompakten hat mich auf jeden Fall auf Anhieb angesprochen. Ich hab das System in Form der Nikon J1 mit dem 10/2.8 einige Tage getestet. Hier ein paar unsortierte Eindrücke von der Kamera, dem System und der Einordnung in den “Gesamtplan”. 

Zunächstmal ein paar Worte zur Einleitung: Der Einsteig in die digitale Fotografie kam bei mir mit der Panasonic Lumix LC5. Über diverse weitere kompakte landete ich dann kurzzeitig bei der Sony F828 als Bridgekamera, bevor ich 2005 letztendlich mit der Nikon D70 in die DSLR-Spur einbog. Seitdem hatte ich keine “Kompaktkamera” mehr im Einsatz.

Alle Kompakten, die ich zwischenzeitlich ausprobiert habe, fühlten sich irgendwie fremd an. Der Blick auf den Monitor statt in den Sucher, der langsame AF und die Auslöseverzögerung verhinderten bei mir jegliche Freude. Dennoch habe ich immer noch die fixe Idee im Hinterkopf, für Wanderungen usw. auf das “schwere Gerät” in Form meiner aktuellen D700 zu verzichten, und lieber was “kleines” mitzunehmen. Vorlage war hier meine alte Leica mini, die ich zu analogen Zeiten neben der Yashica Samurai X3.0 hatte.

Und jetzt kommt doch Nikon mit seiner “Nikon 1” Serie daher und verspricht genau das, was ich mir von einer Kompakten erwarte: Auswechselbare Objektive, schnelle Reaktionen, gute Bildqualität und wenig Rauschen. Das ganze in zwei Geschmacksrichtungen; der J1 als kompakte alternative ohne Zubehörschuh und Sucher, dafür mit Blitz, oder als V1 im höherpreisigen Segment mit besserem Display, Sucher und Zuberhörschuh.

Nach einer Woche jetzt hier also das Fazit für mich.

Gehäuse/Kompaktheit

Das Gehäuse ist angenehm groß. Etwas kleiner als die Nikon P7000, dafür ist die Kamera durch das Objektiv etwas dicker, auch mit dem Pancake 10/2.8mm. Das Gehäuse ist sehr gut verarbeitet. Das Bajonett rastet mit dem 10/2.8 satt ein. Fast schon zu satt, da die kleinen Objektive wenig Grifffläche beim Ansetzen bieten.

Insgesamt liegt die J1 gut in der Hand, auch wegen ihres vergleichsweise hohen Gewichts. Allerdings fehlt mir für ein “sehr gut” hier noch etwas Griffigkeit. Keine Kante oder Gummierung gibt hier den Fingern halt. Ich hatte ab und zu das Gefühl, mir könnte die Kamera leicht aus den Fingern gleiten.

Geschwindigkeit

Hier hat Nikon nicht zu viel versprochen. Die J1 ist schnell. Sehr schnell. Sowohl die Einschaltzeit, als auch die ganze Bedienung sind absolut auf DSLR Niveau. Mehr noch. Der AF arbeitet kombiniert aus Phasen- und Kontrast- Autofokus machen die J1 gerade bei Dunkelheit oder bei schwierigen Motiven gefühlt schneller als meine D700. Klasse.

Bildqualität

Hier hat man ja schon einige Vorverurteilungen gelesen, dass die  J1/V1 mit dem 2/3Zoll großen Sensor weniger Potential und eine niedrige Bildqualität haben kann, wie die Alternativen (Sony NEX, Pansonic G, Olympus PEN, usw.) mit größeren Sensoren. Größere Sensoren bedeuten bei gleichbleibender Auflösung allgemein natürlich größere Pixel und damit eine höhere Bildqualität in der Form von Dynamik und Rauscharmut. Dennoch hat Nikon hier aus meiner Sicht einen richtigen Zwischenweg gewählt und ganze Arbeit geleistet.

Vielleicht auch durch die relativ geringe Auflösung von 10MP ist die Bildqualität trotz des kleinen Sensors überraschend gut und absolut konkurrenzfähig. Ich würde die Qualität knapp unterhalb der D300s einordnen. Sicherlich hätte ein größerer Sensor hier noch mehr Potential, allerdings würde das auch bedeuten, dass zumindest die Objektive wieder größer werden müssten und damit die kompakte Bauart der Objektive nicht mehr möglich wäre.

Die Bilder haben eine angenehme Schärfe und sind bis ISO800 sehr gut, bis ISO1600 noch verwendbar. Einziges Manko sind hier sichtbare Entrauschungsartefakte bei längeren Belichtungszeiten. Diese sind aber weit entfernt von dem, was man bei von Kompakten gewohnt ist.

Das 10/2.8 ist ordentlich scharf und aus meiner Sicht sehr gut auf den Sensor abgestimmt. Es ist unglaublich kompakt und fühlt sich trotzdem hochwertig an. Es ist keine Plastiklinse sondern wohl aus Metall hergestellt. Eine große Verzeichnung und einen großen Schärfeabfall zum Rand konnte ich nicht feststellen. Allerdings möchte ich hier nicht ausschließen, dass die Kamera hier die Bilder intern stark bearbeitet.

Fazit

Für mich war die J1 die erste nicht-DSLR, die ich auf Anhieb sympathisch fand. Der Systemcharakter und vor allem die Schnelligkeit von Reaktion, Autofokus und Bildverarbeitung tragen sicherlich dazu bei. Gepaart mit einer mehr als ordentlichen Bildqualität und dem schicken Äußeren hätten die J1 zu meiner ständigen Begleiterin machen können.

Wenn da nicht der fehlende Sucher gewesen wäre. Trotz aller Vorteile der Kamera an sich, konnte ich mich einfach nicht mit der “mit-beiden-Händen-50cm-vor-dem-Gesicht”-Haltung anfreunden. Eine Kamera gehört an’s Auge, und wenn dieses es auch nur mit einem elektronischen Sucher zu tun bekommt. Nur dann habe ich das Bild “im Auge” und bekomme zudem auch noch eine Stabilität beim Auslösen…

Insofern war die J1 für mich nur eine flüchtige Bekanntschaft. Jetzt warte ich gespannt auf die V1, die neben dem optischen Sucher auch noch einen Zubehöranschluss für einen Blitz hat…